Laut der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS, 2003-2006) sind 15,0 % der Kind bzw. Jugendlichen in Deutschland übergewichtig (BMI > 90. Perzentile), eine Adipositas liegt bei etwa 6,3 % vor (BMI > 97. Perzentile) vor. Bei der Schulanfängeruntersuchung 2005 in Braunschweig waren 6,2 % der Kinder übergewichtig, 9,5 % adipös.
Wirklich organische Ursachen sind extrem selten. Nachgewiesenermaßen spielen genetische und angeborene Faktoren zwar eine Rolle, aber dennoch kann sich Übergewicht nur ausbilden, wenn die Energiezufuhr höher als der Verbrauch ist.
Interessant dürfte für Schwangere sein, dass die Stoffwechsellage während der Schwangerschaft gewissermaßen den Energiestoffwechsel Ihres Kindes mit programmiert. Übermäßige Gewichtszunahme in der Schwangerschaft sowie ein unzureichend eingestellter (Schwangerschafts-)Diabetes gehen mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht in Kindes- und Erwachsenenalter einher. Nichtgestillte Kinder haben ein 1,6-fach höheres Risiko für Übergewicht als gestillte Kinder. In einer aktuellen Studie zeigte sich, dass auch Geschmack bereits im Mutterleib beeinflusst wird: Kinder, deren Mütter Karotten und Brokkoli in der Schwangerschaft aßen, akzeptierten diese Gemüse früher und leichter als Kinder die in der Schwangerschaft keinen Kontakt damit hatten.
Es wird nicht überraschen: Einen entscheidenden Anteil haben die modernen Lebensumstände mit erhöhter Kalorienzufuhr, insbesondere durch Fastfood und gesüßte Getränke, sowie Bewegungsmangel.
Übergewicht ist nicht nur ein ästhetisches Problem, unter dem die Kinder und Jugendlichen sehr leiden, sondern auch ein gesundheitliches. Übergewicht kann, wenn es lange bestehen bleibt, die Lebenserwartung verkürzen. Übergewichtige Kinder werden zu 2/3 auch übergewichtige Erwachsene. Schon im Kindes- und Jugendalter kann es zu orthopädischen Problemen führen. Im Laufe der Zeit geht es mit einem erhöhten Risiko einher, u.a. an Herz-Gefäßkrankheiten, arteriellem Bluthochdruck, Gallen- und Nierensteinen, sowie an Diabetes Typ II zu erkranken.
Wie immer ist Vorbeugung wesentlich besser und einfacher als die Behandlung. Das natürliche Sättigungsgefühl des Kindes sollte stets respektiert werden. Fett- und zuckerreiche Dinge sollten nur in Maßen angeboten werden. Bereits im Kleinkindesalter sollte Essen nicht als Bestrafung oder Ersatzbefriedigung eingesetzt werden, z. B. als Belohnung oder als Ersatz für andere Bedürfnisse. Ernährungsgewohnheiten werden stark durch die Umgebung (und das ist v.a. die Familie) und durch frühkindliche Erfahrungen geprägt. Eltern sollten das kindliche Bedürfnis nach Bewegung und Sport aktiv unterstützen und wissen, dass das elterliche Vorbild ungeheuer wichtig ist.
Die Behandlung einer bestehenden Adipositas besteht aus einer Änderung des Essverhaltens und der Nahrungszusammensetzung, eine Zunahme der körperlichen Aktivität und Veränderungen von Verhaltensmustern. Dies kann natürlich nur geschehen, wenn die ganze Familie mitzieht. Ambulante Schulungsprogramme sind dabei sehr hilfreich.