Besonders wichtig für die Früherkennung von Krankheiten und Entwicklungsdefiziten ihres Kindes sind die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Sie sollten unbedingt rechtzeitig wahrgenommen werden. Sie können sich ganz bequem per eMail an anstehende Vorsorgeuntersuchungen erinnern lassen: http://www.kinderaerzte-im-netz.de/impfen/vorsorge-und-impferinnerung
Bei allen Vorsorgeuntersuchungen erfolgt eine genaue körperliche und funktionelle Untersuchung Ihres Kindes. Länge, Gewicht und Kopfumfang werden gemessen und in Kurven eingetragen. So erkennt man, ob diese im Erwartungsrahmen liegen. Je mehr Ihre Kinder können, desto weniger kann man alle Fähigkeiten im Rahmen einer Untersuchung einschätzen, daher runden in dieser Praxis ab der U6 umfangreiche Elternfragebögen die Untersuchung ab. Die längeren Fragebögen können Sie sich vorweg schon per eMail zuschicken lassen, bitte geben Sie dabei die Nummer der Vorsorge und das konkrete Datum an. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die untersuchten Entwicklungsschritte Ihres Kindes und apparative Besonderheiten der einzelnen Vorsorgeuntersuchungen.
Fragen, die Sie gerne mit Ihrem Kinderarzt bei der Vorsorgeuntersuchung besprechen wollen, schreiben Sie sich am besten auf, so vergessen Sie nichts. Sehr oft sind auch die Väter mit bei den Untersuchungen dabei, wir möchten sie ausdrücklich dazu ermuntern. Bitte bringen Sie für die Untersuchung Ihrer Säuglinge ein Handtuch mit. Das entlastet die Umwelt von unnötig verbrauchten Papierunterlagen und ist für Ihr Kind viel angenehmer.
Die bisherigen, „regulären“ Vorsorgeuntersuchungen U1 – U6 und J1 werden von allen Krankenkassen übernommen.
Die schon länger zusätzlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen U7a, U11, U12 und J2 werden von allen privaten Krankenkassen, aber auch von immer mehr gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Reguläre Vorsorgeuntersuchungen
U1
direkt nach der Geburt
In den ersten 10 Lebensminuten wird überprüft, ob die Umstellungsvorgänge an den neuen Lebensraum außerhalb des Mutterleibs normal verlaufen. Atmung, Herzschlag, Hautfarbe, Reaktion und Muskelspannung werden mit den APGAR-Punkten nach (1), 5 und 10 Minuten bewertet. In der Regel werden nach 1 und 5 Minuten Werte > 7 und nach 10 Minuten von 10 erreicht. Weiterhin wird aus dem Blut der Nabelschnur der pH-Wert bestimmt, er gibt Hinweise auf die Sauerstoffversorgung des Kindes in den letzten Minuten vor der Geburt und liegt in der Regel > 7,1. Bei der körperlichen Untersuchung wird auch auf eventuelle geburtsbedingte Verletzungen geachtet.
U2
3. – 10. Lebenstag
Die zweite Untersuchung findet meist noch in der Geburtsklinik statt. Neben der genauen Untersuchung wird auch eine wichtige Blutuntersuchung auf angeborene Stoffwechselerkrankungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose) durchgeführt. Mit wenigen Blutstropfen auf einer Filterpapierkarte können zahlreiche Erkrankungen untersucht werden, die meisten sind erfreulicherweise sehr selten. Der frühzeitige Ausschluss dieser Erkrankungen ist jedoch bedeutsam. Sollten Sie das Krankenhaus mit Ihrem Kind verlassen, bevor es 36 Stunden alt ist, muss diese Untersuchung am 3. Lebenstag durch einen niedergelassenen Kinderarzt oder eine Hebamme durchgeführt werden.
In den meisten Geburtskliniken wird ein Hörtest durchgeführt. Bei den sogenannten Otoakustischen Emissionen wird die Antwort der Sinneszellen im Innenohr auf einen akustischen Reiz registriert. Sollte diese Untersuchung nicht durchgeführt worden sein, wird Ihr Kinderarzt Ihnen eine Überweisung zu einem HNO-Arzt ausstellen, damit diese Untersuchung nachgeholt wird.
U3
4. – 5. Lebenswoche
Bei dieser Untersuchung wird besonders auf das Gedeihen des Kindes geachtet. Säuglinge in diesem Alter nehmen in der Regel 100 – 200 Gramm pro Woche zu und trinken ca. 1/6 ihres Körpergewichts. Es wird eine schmerzlose Ultraschalluntersuchung der Hüftgelenke durchgeführt, um frühzeitig eventuelle Hüftfehlbildungen zu erkennen. In unserer Praxis erhalten Sie eine umfangreiche Information zum Thema Impfen, womit empfehlungsgemäß ab dem 3. Lebensmonat begonnen werden sollte.
U4
3. – 4. Lebensmonat
Laufend entwickelt Ihr Kind neue Fähigkeiten, es wird auch mitteilsamer. Neben regelmäßigem Lächeln äußert Ihr Kind hörbar sein Wohlgefallen. Der Kinderarzt überprüft weiterhin beispielsweise wie gut in Bauchlage der Kopf gehoben wird, ob Ihr Kind schon mit seinen Händchen spielt und Ihnen hinterher blickt. Im Rahmen dieser Vorsorgeuntersuchung sollte auch geimpft werden.
U5
5. – 7. Lebensmonat
Ihr Kind interessiert sich zunehmend für seine Umwelt, es ergreift gezielt Gegenstände, nimmt sie in den Mund, teilweise wird auch betrachtet und hantiert. Es werden zunehmend Laute gebildet – wenn nicht, ist dies ein dringender Grund, das Hörvermögen eingehender zu untersuchen. Viele Kinder sitzen in diesem Alter abgestützt und drehen sich vom Bauch auf den Rücken oder umgekehrt. Meist wird diese Untersuchung beim Kinderarzt noch gut akzeptiert, das Fremdeln „erschwert“ erst in 1-2 Monaten seine Arbeit.
U6
10. – 12. Lebensmonat
Die Eroberung der Welt wird nun zunehmend auf zwei Beinen fortgesetzt, die meisten Kinder ziehen sich hoch und viele laufen mit Unterstützung. Seit einiger Zeit bemerkt Ihr Kind wenn vertraute Dinge oder Personen nicht da sind. Trennungsangst ist eine Folge davon. Es werden versteckte Gegenstände wiedergefunden, gezieltes Greifen mit Zeigefinger und Daumen ist möglich. Gesten wie Winken und Haushaltstätigkeiten werden nachgeahmt. Viele Kinder sprechen erste Worte. Ab 11 Monaten werden die Impfungen fortgesetzt.
U7
20. – 24. Lebensmonat
Treppauf und –ab geht es jetzt teilweise schon ohne Festhalten, Zweiwortsätze werden gebildet, das Spiegelbild wird erkannt. Ihr Kind kann problemlos selbständig mit dem Löffel essen und aus einem Glas trinken. Die Selbstentdeckung führt allerdings auch zur normalen ersten trotzigen Abgrenzung: Nein! Bei der Untersuchung wird Ihr Kind spielerisch aufgefordert z.B. einen Turm aus 5 Klötzchen zu bauen, Gegenstände zu benennen, Körperteile zu zeigen oder eine Puppe zu füttern.
U7a
34. – 36. Lebensmonat
Bei dieser Untersuchung liegt der Schwerpunkt auf der Aufdeckung von allergischen Erkrankungen, Übergewicht, Sprachentwicklungsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens und Fehlbildungen des Zahn-, Mund- und Kieferbereichs.
U8
44. – 48. Lebensmonat
Ihr Kind wird zunehmend selbständiger und beginnt, interaktiv mit anderen Kindern zu spielen. Trennungsängste werden weniger, die Kontrolle der eigenen Gefühle besser. Bei dieser Untersuchung werden neben körperlichen Fähigkeiten wie u.a. Balancieren, Einbeinstand und Formen nachmalen vor allem auch sprachliche Fähigkeiten überprüft. Ein vierjähriges Kind spricht in der Regel seine Muttersprache grammatikalisch korrekt und verständlich, einige Konsonanten könne noch fehlen, beim ‚S’-Laut können noch Schwierigkeiten bestehen. Das Hörvermögen wird apparativ überprüft, verschiedene Sehtests durchgeführt.
U9
60. – 64. Lebensmonat
Beziehungen außerhalb der Familie gewinnen für Ihr Kind zunehmend an Bedeutung. Das Verhalten wird weniger Ich-zentriert, mit Spielkameraden wird mehr um Rollenverfehlung als Gegenstände gestritten. Ihr Kind sollte sich schon länger auf eine Aufgabe konzentrieren können. Neben der körperlichen Untersuchung werden Sprache und Sehen erneut eingehend untersucht. Auch kognitive, soziale und emotionale Fähigkeiten werden beurteilt.
J1
13. – 15. Lebensjahr
Diese letzte, sehr wichtige, reguläre Vorsorgeuntersuchung findet zwischen 12 und 14 Jahren statt. Es ist eine Rundum-Untersuchung der körperlichen und seelischen Gesundheit. Neben der genauen körperlichen Untersuchung wird ein EKG, eine Blutdruckmessung, eine Lungenfunktionsprüfung, Urinuntersuchung und ein Sehtest durchgeführt. In der Pubertät geschehen körperliche und geistige Veränderungen, die häufig als verunsichernd oder unangenehm empfunden werden. Falls noch nicht erfolgt, wird die zweite Auffrischimpfung durchgeführt. Bei Mädchen sollte die Impfung gegen Humane Papilloma Viren (HPV) geimpft werden.
Zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen
In diesem Vorsorgeschema ergeben sich leider große zeitliche Lücken, so dass wesentliche Entwicklungsschritte unbeobachtet bleiben. Daher empfiehlt der Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte weitere Vorsorgetermine, die alle privaten und die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen.
Welche Krankenkassen dieses zur Zeit sind und welche Vorsorgeuntersuchung sie übernehmen, können Sie hier erfahren.
U10
7. – 8. Lebensjahr
Bei der U10 wird nach Leserechtschreibstörungen, Rechenstörungen, Störungen der motorischen Entwicklung und des Verhaltens gefahndet.
U11
9. – 10. Lebensjahr
Die U11 befasst sich vor allem mit den Themen frühes Suchtverhalten, Umgang mit Stress, Medienkonsum, gesundheitsbewusstes Verhalten, Sportförderung und eventuelle Schulproblematik.
J2
16. – 17. Lebensjahr
Die J2 greift u.a. folgende Themen auf: Unfall- und Gewaltprävention, Sexualverhalten und Verhütung, Drogenprobleme, bei chronischen Erkrankungen Beratung zur Berufswahl aus ärztlicher Sicht.