Eine Allergie ist eine Überreaktion des Körpers auf Stoffe aus der Umwelt, die über Atemwege, Magendarmtrakt oder Haut mit dem Immunsystem in Kontakt kommen. Wurde der Körper erst einmal mit einen Stoff sensibilisiert, so wird dieser bei jedem erneuten Kontakt vom Immunsystem sofort wieder erkannt und kann bereits in minimalen Mengen allergische Reaktionen auslösen.
Zeichen einer allergischen Reaktion können u.a. sein: Hautrötung und -schwellung, Juckreiz, Augenrötung und -tränen, laufende oder verstopfte Nase, Kribbeln, pfeifendes Ausatemgeräusch, Husten, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Die Maximalform, der anaphylaktische Schock, ist zum Glück selten, kann jedoch lebensbedrohlich sein.

Laut der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS, 2003-2006) leiden 16,7 % der Kinder und Jugendlichen unter einer Allergie. Bei 40,8 % zeigt die Blutuntersuchung eine Sensibilisierung gegen mindestens ein Allergen.

Ursachen

Die Ursachen für eine Allergie sind in genetischen und umweltbedingten Faktoren zu suchen. Das Risiko eines Kindes für eine allergische Erkrankung hängt stark von der Allergiebelastung in seiner Familie ab. Ohne allergische Eltern oder Geschwister liegt dieses Risiko bei 5 bis 15 %, bei zwei allergiekranken Elternteilen bei über 50 %. Leiden beide Eltern an der gleichen allergischen Erkrankung, erkrankt das Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 – 80 %. Auch Umweltfaktoren und unser Lebensstil erhöhen das Allergierisiko. Eine nicht unbedeutende Rolle scheint die mangelnde oder falsche Stimulation des Immunsystems zu spielen. Durch veränderte Bau- und Wohnverhältnisse, veränderte Ernährungsgewohnheiten und kleinere Familiengrößen kommt es zu einer verminderten Auseinandersetzung mit Krankheitserregern auf der einen Seite und vermehrtem Kontakt mit anderen Allergenen.

Auslöser

Häufige Allergieauslöser in der Luft sind Blütenstaub, Ausscheidungen von Hausstaubmilben, Tierschuppen und -haare und Schimmel. Häufige Allergene, die über den Magendarmtrakt aufgenommen werden, sind bestimmte Medikamente und Nahrungsmittel, insbesondere Kuhmilch, Hühnerei, Nüsse und Soja. Über die Haut vermittelt sind die Kontaktallergien (insbesondere Nickel) und Insektengiftallergien. Mit zunehmendem Alter der Kinder ändert sich das Spektrum der Allergien.

Die Häufigkeit der kindlichen Nahrungsmittelallergien wird überschätzt. Auch in Studien findet man breit schwankende Angaben zwischen 2 – 8 %. Wichtig ist bei oft unklaren Symptomen der Versuch einer klaren Diagnosestellung, bevor wichtige Nahrungsbestandteile weggelassen werden. Die meisten kindlichen Nahrungsmittelallergien verschwinden wieder, in rund 80 % der Fälle wird eine langfristige Toleranz erreicht. In der Zwischenzeit müssen die auslösenden Nahrungsmittel allerdings gemieden werden, die Wiedereinführung der Lebensmittel sollte vorher unbedingt mit Ihrem Kinderarzt oder Kinderärztin besprochen werden. Nahrungsmittelallergien können durch Ähnlichkeit in der Eiweißstruktur auch auf dem Boden einer Pollenallergie ausgelöst werden.

Vorbeugung

Leider gibt es nur wenige Maßnahmen, die nachweislich vorbeugend gegen Allergien wirksam sind.

Für alle Kinder wird empfohlen: Ausschließliches Stillen von mindestens 4 Monaten, keine Breikost vor Vollendung des 4. Lebensmonats. Ansonsten jedoch keine allgemeine Diät zur Allergieprävention, auch nicht in der Schwangerschaft oder Stillzeit. Schimmelpilzförderndes Klima (insbesondere feuchte Räume) und Tabakrauchbelastung (auch in der Schwangerschaft) soll vermieden werden. Es gibt keine Einschränkung in der Haustierhaltung. Schutzimpfungen sollten zeitgerecht durchgeführt werden, es gibt keine Hinweise dafür, dass Impfungen die Allergierate erhöhen!

Zusätzlich bzw. abweichend wird für Risikokinder, die eine familiäre Vorbelastung haben, empfohlen: Sollte Stillen in den ersten 4 Monaten nicht möglich sein, sollte eine hypoallergene (HA) Säuglingsnahrung verwendet werden, wenn möglich eine extensiv hydrolysierte (z.B. Alfare ®, Althera ®). Hausstaubmilbenallergenbelastung sollte reduziert werden, z.B. durch Umhüllung („Encasing“) der Matratze. Felltiere sollten nicht angeschafft, Katzen möglichst abgeschafft werden.

Die Meidung von nicht adaptierter Milch (Kuhmilch, aber auch andere Milch von Säugetieren) Eiern, Nüssen und Fisch im 1. Lebensjahr scheint keinen schützenden Effekt vor Allergien zu haben, jedoch schadet es sicher bei Risikokindern nicht, diese Nahrungsmittel erst nach einem Jahr einzuführen.

Diagnostik und Therapie

Die Vorgeschichte, wann welche Symptome nach welchen Begebenheiten auftraten ist richtungweisend für weitere Schritte. An folgender Diagnostik kommen v.a. in Frage der Haut-Prick-Test oder die Bestimmung spezifischer Antikörper im Blut. Beides kann hier in der Praxis durchgeführt werden. Weitere Möglichkeiten sind Hauttests, die die Spätreaktion untersuchen (Atopy-Patch-Test) und Provokationstests.

Die Therapie allergischer Erkrankungen hängt von dem Spektrum der Allergene ab. Wenn möglich sollen die Auslöser gemieden werden. Bei bestimmten Inhalations- und Insektengiftallergien kommt bei Kinder ab Schulkindalter eine Hyposensibilisierung (Spezifische Immuntherapie) in Frage, die hier in der Praxis durchgeführt werden kann. Es stehen auch diverse Medikamente zur Behandlung zur Verfügung. Detaillierte Informationen dazu wird Ihnen Ihr Kinderarzt oder Kinderärztin geben.