Eines der wesentlichen Ziele im Gesundheitswesen ist es, Erkrankungen zu verhindern. Impfungen sind eine der wichtigsten und wirkungsvollsten Maßnahmen. Sie nutzen sowohl dem Geimpften als auch der Allgemeinheit.

Die Impfstoffe sind durchweg gut verträglich. Die seltenen möglichen Nebenwirkungen stehen den wesentlich häufigeren und schwereren Nebenwirkung der Erkrankung gegenüber. In Deutschland werden die Empfehlungen durch die Ständige Impfkommission (STIKO) herausgegeben.

Rechtzeitige Schutzimpfungen sind wichtig, damit Ihr Kind so früh wie möglich ausreichend gegen schwere Infektionen geschützt ist. Diese Erkrankungen sind manchmal mit schweren Komplikationen verbunden oder können auch heute noch nicht wirkungsvoll behandelt werden. Kinderkrankheiten heißen übrigens so, weil sie oft im Kindesalter auftreten, nicht weil sie harmlos sind.

Standardimpfungen

Grundimmunisierende Standardimpfungen

Ab Geburt ist es möglich, Antikörper (keine klassische Impfung) gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) zu impfen, es wird empfohlen, dies vor der ersten RSV-Saison (i.d.R. Oktober bis März) durchzuführen. Besonders empfehlenswert ist dies, wenn es Geschwisterkinder im Krippen- und Kindergartenalter gibt.

Ab 6 Wochen kann das erste Mal eine Schluckimpfung gegen Rotaviren verabreicht werden. dem Je nach Impfstoff muss spätestens im Alter von 12 oder 16 Lebenswochen mit der Impfung begonnen und bis zur 24. oder 32. Lebenswoche beendet werden.

Mit den anderen Standardimpfungen kann ab 8 Wochen gestartet werden. Um die Anzahl der nötigen Injektionen zu minimieren, werden sehr gut verträgliche Kombinations-Impfstoffe verwendet. In Ausnahmefällen (mütterliche Hepatitis B) wird mit Hepatitis B bereits bei Geburt begonnen.

Die Lebendimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (Varizellen) wird erstmals mit 11 Monaten gegeben, in Ausnahmefällen ist das auch bereits ab 9 Monaten möglich. Nachholimpfungen (bislang nicht an der zu impfenden Krankheit erkrankt und keine vollständige Impfabfolge) sollen jederzeit bei allen nach 1970 geborenen Personen durchgeführt werden.

 

Auffrischung Standardimpfungen

Auffrischungsimpfungen werden zwischen dem 5. – 6. Lebensjahr gegen Diphtherie, Wundstarrkrampf (Tetanus) und Keuchhusten (Pertussis) und im Jugendalter gegen Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Polio) und Wundstarrkrampf (Tetanus) durchgeführt.

Erwachsene sollten alle 10 Jahre gegen Diphtherie und Wundstarrkrampf (Tetanus) geimpft werden, einmalig zusätzlich auch gegen Keuchhusten (Pertussis).

Enge Haushaltskontaktpersonen (Eltern und Geschwister) und Betreuer (Tagesmütter, ggf. Großeltern) ihres Säuglings sollten sich gegen Keuchhusten (Pertussis) impfen lassen, auch wenn die letzte Impfung weniger als 5 Jahre zurückliegt. Dieses geschieht mit einem Kombinationsimpfstoff gegen Diphtherie, Wundstarrkrampf (Tetanus). Diese Impfung kann bei Ihrem Kinder- und Jugendarzt durchgeführt werden, ggf. zeitgleich mit Ihrem Kind.

Indikationsimpfungen

Indikationsimpfungen

Eine Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzepahlitis (FSME) wird für Personen empfohlen, die in FSME-Risikogebieten Zecken ausgesetzt sind. Mit Zeckenstichen ist im Allgemeinen von April bis November zu rechnen. Auf den Karten unten finden Sie die aktuellen Risikogebiete in Deutschland und in Europa. In Deutschland betrifft es Gebiete in der südlichen Hälfte. In Europa gibt es weitere Risikogebiete in Skandinavien, Norditalien, Schweiz, Frankreich (Lothringen und Elsaß), Österreich, sowie komplett Osteuropa. Karten zu den Verbreitungsgebieten finden Sie unter www.zecken.de. Geimpft werden kann ab dem vollendeten 1. Lebensjahr. Da Kinder unter 3 Jahren weniger gefährdet sind und in dem Alter deutlich häufiger eine Fieberreaktion durch die Impfung hervorgerufen wird, sollte bei Indikation erst ab 3 Jahren geimpft werden. Eltern sollten sich bei Indikation in jedem Fall mitimpfen lassen, da Erwachsene wesentlich häufiger und schwerer erkranken als Kinder. Die Impfung der Eltern kann durchaus auch bei Ihrem Kinderarzt/Jugendarzt mit dem entsprechenden Impfstoff durchgeführt werden.

Kinder mit chronischen Erkrankungen der Atemwege, des Stoffwechsels, des Herz-Kreislauf-Systems, der Niere oder mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten sollten zusätzlich gegen Grippe (Influenza) geimpft werden. Dies ist bei Kindern ab dem 6. Lebensmonat möglich. Für 2 bis 6-jährige steht ein nasaler Impfschutz zur Verfügung. Die Impfung schützt für ein Jahr und sollte im Herbst, also vor Ausbruch der alljährlichen Grippewelle, durchgeführt werden. Nicht geimpft werden sollten Kinder mit einer bekannten Allergie gegen Inhaltsstoffe des Grippe-Impfstoffes oder einer Überempfindlichkeit gegen Hühnereiweiß.

Neben der Standardimpfung gegen Pneumokokken gibt es eine verlängerte und erweiterte Indikation für Kinder, die an bestimmten chronischen Erkrankungen (z.B. Diabetes, chronische Herz- und Lungenerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen und Immunmangelkrankheiten) oder an angeborenen oder erworbenen Immundefekten leiden. Weiterhin wird die Impfung empfohlen für Kinder mit Gedeihstörungen oder neurologischen Krankheiten (z.B. Epilepsie).

Weitere Impfungen sind ggf. bei Reisen in bestimmte Länder notwendig. Für bestimmte Ziele in Europa kommen Impfungen gegen Hepatitis A und FSME in Frage, bei bestimmten außereuropäischen Ländern u.a. Tollwut, Gelbfieber und Typhus und Meningokokken A, W-135, Y. Viele Krankenkassen übernehmen auch Reiseimpfungen, welche Kasse was erstattet, finden Sie hier. Sie sollten sich insbesondere vor Reisen in süd- und außereuropäische Länder rechtzeitig (möglichst 3 Monate, mindestens 1 Monat vor Reiseantritt) ärztlich beraten lassen. Auch in unserer Praxis bieten wir eine Reisemedizinische Beratung an.

Vermeidbare Krankheiten

Vermeidbare Krankheiten

Diphterie

Diphtherie ist eine möglicherweise lebensgefährliche bakterielle Infektionskrankheit, die durch Gifte (Toxine) Haut, Schleimhaut, Herz und Nervensystem betreffen kann. Vor Einführung der vorbeugenden Impfung forderte die Erkrankung viele Opfer. In vielen Entwicklungsländern ist die Diphtherie jedoch noch weit verbreitet, aber auch in der ehemaligen Sowjetunion ist es bei Rückgang der Durchimpfraten wieder zu einer starken Zunahme der Krankheitsfälle gekommen.

 

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Die Frühsommer-Meningoenzepahlitis (FSME) ist eine seltene Erkrankung, die durch Zeckenstiche übertragen werden kann. In FSME-Risikogebieten sind ca. 1 % der Zecken infektiös. Meist verläuft die Erkrankung mild, in bis zu 10 % der Fälle kann es zu einer Entzündung von Hirn und Hirnhäuten kommen, teilweise auch mit Lähmungen. Im Kleinkindesalter überwiegen die gutartigen Verläufe.

 

Echte Grippe (Influenza)

Die echte Grippe (Influenza) ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, sie ist nicht zu verwechseln mit dem „grippalen Infekt“, mit dem im Allgemeinen letztlich harmlose Atemwegserkrankungen bezeichnet werden. Den durch Influenza-Viren hervorgerufenen Epidemien fallen immer wieder viele Menschen zum Opfer. Da sich die Erreger ständig verändern, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein weltweites Überwachungssystem eingerichtet, um eine Veränderung der Viren rechtzeitig ermitteln zu können. Diese Erkenntnisse werden dann für die Entwicklung neuer Impfstoffe genutzt.

 

Haemophilis influenzae Typ b (Hib)

Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ist vor allem bei Kleinkindern bedeutsam. Diese Keime können bei ihnen vor allem eine besonders schwere Form der Hirnhautentzündung und eine lebensbedrohliche Entzündung des Kehldeckels (Epiglottitis) hervorrufen.

 

Hepatitis B

Hepatitis B ist eine weltweit verbreitete Viruserkrankung, die auch in Deutschland zunimmt. Die Übertragung erfolgt über Blut(-produkte) und über Geschlechtsverkehr. Der akute Verlauf einer Hepatitis B – Erkrankung ist häufig mild, heftige Formen mit hoher Sterblichkeit sind selten. Die größte Gefahr geht von einer chronischen Hepatitis B – Erkrankung aus, die Wahrscheinlichkeit für einen chronischen Verlauf beträgt im Neugeborenenalter 90 % und nimmt bis zum Erwachsenenalter (5 – 10 %) kontinuierlich ab. Hauptkomplikationen der chronischen Form sind u.a. die Leberzirrhose, die u.a. zum Funktionsverlust des Organs führt, und der Leberzellkrebs. Die zur Zeit vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten führen nur bei einem Teil der Patienten zum Erfolg und können bei jüngeren Kindern nicht eingesetzt werden.

 

Humane Papilloma Viren (HPV)

Humane Papilloma Viren (HPV) 99,7% des Gebärmutterhalskrebses gehen auf Humane Papilloma Viren (HPV) zurück, die durch die Impfung abgedeckten HPV-Typen sind für 70% der Krebsentstehung verantwortlich. Der Gebärmutterhalskrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen, rund die Hälfte der Erkrankungen verlaufen tödlich.

 

Keuchhusten (Pertussis)

Keuchhusten (Pertussis) ist eine hochansteckende bakterielle Infektionskrankheit, die in erster Linie quälende Hustenanfälle auslöst. Die Hauptsymptomatik kann bis zu 6 Wochen anhalten, die vollständige Erholung dauert ebenfalls mehrere Wochen. Todesfälle treten vor allem bei Säuglingen durch mögliche Atempausen auf. Weitere Komplikationen können u.a. eine Lungenentzündung sein.

 

Kinderlähmung (Polio)

Kinderlähmung (Polio) wird durch Viren ausgelöst und kommt weltweit vor. In vielen Ländern ist sie durch Impfungen fast völlig verschwunden. Komplikationen sind eine mögliche Hirnhautentzündung und vor allem Lähmungen der Muskulatur in unterschiedlichem Ausmaß. Die Lähmungen sind mit ca. 1 % zwar selten, aber potentiell lebensbedrohlich und bilden sich nur in der Hälfte der Fälle wieder zurück.

 

Masern

Masern sind eine weltweit verbreitete Viruserkrankung. Aufgrund mangelnder Durchimpfungsraten treten sie auch in Deutschland noch immer in größeren Epidemien auf. Masern sind eine ernste und bedrohliche Erkrankung, Todesfälle kommen besonders im Säuglingsalter und bei immunschwachen Menschen vor. Als Komplikationen sind u.a. Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen und in bis zu 1:500 Fällen auch Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) möglich. Bei der Enzephalitis durch Masern kommt es auch heute noch zu häufigen Todesfällen oder bleibenden Schäden. Besonders gefürchtet ist die in sehr seltenen Fällen nach Jahren auftretende Subakute Sklerosierende Panenzephalitis, sie führt in den meisten Fällen innerhalb weniger Jahre zum Tod.

Meningokokken

Meningokokkenerkrankungen sind gefährliche bakterielle Infektionen, die v.a. Hirnhautentzündungen (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. Sie beginnen zunächst mit leichten Krankheitszeichen und können innerhalb von 24 Stunden zum Tode führen. Selbst bei bester medizinischer Versorgung stirbt 1 von 10 Patienten und haben 2 von 10 Erkrankten dauerhaft schwere Folgeschäden. Bei den Meningokokken gibt es mehrere Untergruppen, in Deutschland sind v.a. relevant B (fast 50%) und ACWY (zusammen fast 40 %). In Deutschland erkranken aktuell jährlich ca. 250 Menschen schwer durch Meningokokken B. Erkrankungsgipfel sind im Säuglings- und Kleinkindalter, sowie im späteren Jugendalter.

 

Mumps

Mumps ist eine weltweit verbreitete Viruserkrankung. Die Erkrankung verläuft sehr vielgestaltig. Neben den offensichtlich betroffenen Speicheldrüsen sind oft auch die Bauchspeicheldrüse und die Hirnhäute befallen. Die Erkrankung heilt im Kindesalter meist folgenlos aus. Im Jugendalter kommt es bei bis zu 1/3 der männlichen Patienten zu einer Entzündung des Hodens, was zu einer Zeugungsunfähigkeit führen kann.

 

Pneumokokken

Pneumokokken sind mögliche bakterielle Erreger u.a. einer Lungenentzündung (Pneumonie), Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, Blutvergiftung (Sepsis) und Hirnhautentzündung (Meningitis). Jenseits der Neugeborenenzeit sind Hirnhautentzündungen zu 20 % durch Pneumokokken verursacht.

 

Respiratorische Synzytial-Virus (RSV)

Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) befällt die oberen und unteren Atemwege. Bei ansonsten gesunden Erwachsenen verläuft die Erkrankung meistens mild, mitunter auch ganz ohne Symptome. Bei Säuglingen, insbesondere mit gewissen Vorerkrankungen kommt es häufiger zu schweren Krankheitsverläufen. Bei älteren Kindern, die meist auch bereits vorher daran erkrankt waren, ist der Verlauf i.d.R. mild.

Röteln

Röteln sind eine weltweit verbreitete Viruserkrankung, der Verlauf ist meist komplikationsfrei. Erkrankt jedoch eine schwangere Frau an Röteln, kann ihr ungeborenes Kind schwere Schäden erleiden.

 

Rotaviren

Rotaviren sind die häufigsten viralen Auslöser von Magen-Darm-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern. Sie sind sehr widerstandsfähig und hochansteckend. Insbesondere bei kleinen Kindern kann es zu schweren Verläufen kommen. Geschätzt 1 von 47 Kindern unter 5 Jahren mit einer Rotavireninfektion müssen im Krankenhaus behandelt werden. In knapp 400 Fällen europaweit (Risiko 1/14000) endet die Erkrankung tödlich.

 

Windpocken (Varizellen)

Windpocken (Varizellen) sind weltweit verbreitet, sie gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten im Kindesalter. In bis zu 16 % der Fälle verlaufen die Windpocken schwer, in knapp 6 % der Fälle kommt es zu Komplikationen, in 0,8 % der Fälle ist eine Krankenhausbehandlung notwendig. Komplikationen sind bakterielle Superinfektionen, Entzündungen der Lunge oder großen Atemwege, Entzündungen des Mittelohres oder neurologische Störungen. Als neurologische Komplikationen sind Entzündung des Gehirnes und der Hirnhäute, Entzündung des Kleinhirnes und Krampfanfälle möglich. Besonders gefährlich sind Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem, Erwachsene über 30 Jahre und Neugeborene in der ersten Lebenswoche. Geschädigt werden können auch ungeborene Kinder von an Windpocken erkrankten Müttern. Eine mögliche Folgeerkrankung im Erwachsenenalter ist die Gürtelrose (Zoster).

 

Wundstarrkrampf (Tetanus)

Wundstarrkrampf (Tetanus) ist eine Erkrankung, die durch das Gift (Toxin) des Bakteriums Clostridium tetani kaum kontrollierbare generalisierte Krämpfe der Muskulatur verursacht. 25 – 60 % der erkrankten Menschen versterben daran. Da diese Bakterien nahezu überall verbreitet sind, kann man ihnen kaum aus dem Weg gehen. Die einzige Möglichkeit sich zu schützen, ist eine Schutzimpfung.